Prof. Dr. med. Matthias Schrappe
24.11.2013: Apocalypse Now
Cabapenase-bildende Bakterien, Resistenz gegen die Antibiotika der “letzten Wahl”, die Carbapeneme, und keine (kaum
eine) Therapieoption mehr. “Panresistente Hospitalkeime” schreibt der Leipziger Mikrobiologe Arne Rodloff im Deutschen
Ärzteblatt, “enorm hohes Transmissionspotential”. Die Epidemie in Leipzig: 103 Patienten betroffen. 70% aller Klebsiellen-
Isolate (ein Darmbakterium, das bei Schwerkranken eine große Rolle spielt) auf Intensivstationen in Griechenland gehören
zu dieser Gruppe, Italien: schon 20%! MRSA, die gegen bestimmte Antibiotika resistenten Staphylokokken und schon
schlimm genug (aber da gibt es noch wirksame Medikamente), sind nur die Spitze des Eisberges. Wo man auch hinsieht:
Wunderreger, Erreger der Lungenentzündung, Tuberkulose, Darmbakterien, Mehrfachresistenzen auf dem Vormarsch. Alle
warten auf neue Antibiotika, es kommen nur keine (und wenn sie kämen, wäre es durch “breiten” Einsatz auch bald wieder
vorbei). Daher ist es die falsche Richtung, aus der wir Hoffnung ersehnen. Stattdessen brauchen wir vernünftige Infection
Control Strategien, die einer Verhinderung von solchen Ausbrüchen durch eine durchdachte Krankenhaushygiene dienen,
wir brauchen eine Zusammenarbeit aller Versorgungssektoren (von der Arztpraxis bis zum Pflegeheim), und wir brauchen
vor allen Dingen eine sinnvolle Antibiotikatherapie, die nicht gleich zum Reserveantibiotikum greift, sondern erst dann,
wenn es - nach reiflicher Überlegung! - gar nicht anders geht. Welche Antibiotikagruppe war es, deren zurückhaltenden
Einsatz wir schon Anfang der 90er Jahre des letzen Jahrhunderts, vor 20 Jahren, laut und immer wieder gefordert haben:
dito, die Carbapeneme. Manchmal ist es furchtbar beschämend, recht zu behalten.
16.11.2013: Webseite von unserer Segelreise in die Bretagne aktualisiert!
Die Webseite von unserer diesjährigen Segelreise in die Bretagne haben wir nochmals überarbeitet, die Filme sind drin,
und etwas übersichtlicher ist es auch. Vom Ijsselmeer über Belgien, den Englischen Kanal, die Normandie zu den
Kanalinseln und in die Bretagne bis (fast) nach Brest, in Etappen zurück, alles in allem knapp 5 Monate Wind, Wetter, Flut
und Ebbe. Viel Eis am Anfang, aber dann viel Sonne und das Wiederentdecken unseres sehr interessanten Nachbarlands.
Wer also die Sinne in die Ferne schweifen lassen möchte ... hier.
11.11.2013: Polio wieder da
In Köln beginnt der Karneval, ein prekärer Zeitpunkt, um auf Katastrophen zu sprechen zu kommen. Philippinen: das
Schicksal schlägt zu, und der Mensch hat zu wenig Vorsorge getroffen. Syrien: die Polio kommt wieder - was in einem
gewissen Sinn noch schlimmer ist, denn es handelt sich um ein vollkommen beherrschbares Risiko. Auch wenn die Opfer
(bislang) nicht in die 1000e gehen: es ist der Krieg, der Bürgerkrieg, der dem zugrunde liegt. Dabei sah alles so gut aus,
die jährlichen Fallzahlen weltweit waren von 330.000 im Jahr 1988 auf zuletzt deutlich unter 500 gefallen, der ”Sieg” gegen
die Polio war in greifbarer Nähe. Natürlich gibt es subklinisch infizierte Träger (die als Reservoir dienen), natürlich gibt es
Polio-Nachweise im Trinkwasser (Israel), natürlich war der “Sieg” gegen die Polio bislang nicht vollständig (z.B. Somalia,
Nigeria). Und natürlich zeigt sich, dass die Medizin allein nicht zum Ziel kommen kann, auch wenn die “Siege” noch so
martialisch angekündigt werden. Entweder verbietet die Religion das Impfen (Sterilisierung durch den Westen!), oder der
Krieg kommt dazwischen. Wie heißt es jetzt? Gestorben wird derzeit in Syrien aus anderen Gründen. Bei soviel Zynismus,
da muss man ganz bescheiden bleiben. Der Welt-Polio-Tag zu Ehren von Jonas Salk, dem Entwickler des ersten Polio-
Impfstoffes, liegt gerade 14 Tage zurück (28. Oktober).
06.11.2013: Nebeldecke
Die große Koalition legt sich wie eine Nebeldecke über das Land. Snowden-Asyl, Merkel-Handy und Unser-Aller-Handy,
Energie-Wende, Lampedusa-Katastrophe, europäisches Demokratie-Defizit - wo bleibt eine mutige, erkennbare Politk?
Alles im 80%-Nebel, denn was am schwersten wiegt: es gibt keine Opposition mehr. Nichts mehr zu hören. Die SPD und
ihre Vorleute, die als Opposition immerhin gelegentlich mal Position bezogen, haben sich ja schnell auf die neue Situation
eingestellt. Mucksmäuschen still, damit der präsumptive Koalitionsfrieden nicht gestört wird. Stattdessen hören wir
Großsprecher mit so wichtigen Projekten wie der Autobahn-Maut, da können wir auch ein bisschen Ausländerfeindlichkeit
mitschwingen lassen, wie praktisch. Keiner, niemand erhebt mehr die Stimme. Die Grünen haben ihre starken Leute
aussortiert, und die Linke verbreitet so Forderungen wie z.B. die Umbenennung des St. Martin, aus Gründen der religiösen
Neutralität. Na ja, man ist begeistert. Wo bleibt der Stachel im Fleisch des Politik-Betriebes, wo bleibt der Widerspruch, wie
hat man sich das für die nächsten Jahre eigentlich gedacht?
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