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Matthias Schrappe
Kochen
22.12.2018: Lammschulter oder: Confit Confit Confit Die Methode, Lamm- oder Entenfleisch als Confit zuzubereiten, ist wirklich einer der besten Herangehensweisen, die für diese Fleischsorten denkbar sind. Wir haben jetzt rund fünf Jahre Erfahrung mit dieser Methode, und auch heute - als Vorbereitung für das Weihnachtsfest - war’s wieder soweit. Die Confit-Methode gehört zu den Niedrigtemperatur-Methoden, man verwendet als “Medium” siedendes (nicht kochendes) Olivenöl, das nicht heißer als 90°C sein sollte. Die Garzeiten sind dementsprechend lang (Tabelle s. unten). Das Öl muss das Fleisch möglichst vollständig bedecken. Gut geeignet ist ein Induktionsherd, aber wenn man seinen Herd gut kennt, geht das natürlich auch auf der Platte oder im Ofen (man sollte ihn vorher aber mal mit dem Ofenthermometer kalibrieren). Ein herrliches Rezept, das die Niedrigtemperaturmethode in einer historischen Form zur Anwendung bringt, ist die gefüllte Lammkeule mit Gorgonzola (altes Siebeck-Rezept). Confits haben eine ganze Reihe von Vorteilen: zunächst sind sie gut für fettreiches Fleisch geeignet (Lamm, Ente etc.), was angesichts des Mediums Öl zwar paradox erscheint. Tatsächlich wird das Fett jedoch durch das Öl aus dem Fleisch eher herausgezogen, das Fleisch ist - Erstaunen! - ganz mager. Das Fett findet sich seinerseits im Olivenöl wieder und bildet hier den Ausgangspunkt für spätere kulinarische Exkursionen (z.B. leckere Saucen, Glacé). Zweitens ist das Ergebnis einfach umwerfend: zart zärter am zärtesten, besser geht es nicht. Drittens ist es eine küchentechnisch sehr praktische Methode, denn einmal angebraten (s.u.), kann das Fleisch über die Garzeit von einigen Stunden völlig sich selbst überlassen bleiben, selbst der Zeithorizont (1/2 Stunde plus-minus) kann flexibel gestaltet werden. Und sehr gut kann das Fleisch am Vortag zubereitet und in der Sauce dann aufgewärmt werden. Von wegen Sauce: hier könnte man von einem Nachteil sprechen, denn es gibt keinen  genuinen Bratensaft, sondern man muss eine Sauce gesondert herstellen. Alles kein Problem, hat man Fonds im Vorrat sowieso nicht. Man verwendet für die Herstellung der Sauce einfach die Pfanne, mit der man das Fleisch scharf anbrät, bevor es in das Öl gegeben wird (s.u.). Am allerbesten ist es natürlich, das Fett und Glacé aus dem vorangegangenen Confit zu verwenden ... (s. unten). Also zur Lammschulter, mit Knochen ca. 1500g, reicht gut für vier Personen. In einen großen Bräter drei Flaschen Olivenöl langsam erhitzen und mit Gewürzen (Lorbeer, Knoblauch, Zwiebeln etc.), die vorher in einer kleinen Pfanne angeröstet wurden, aromatisieren (oder Öl wiederverwenden, das schon einmal als Confit in Gebrauch war). Soll wie gesagt tunlichst nicht heißer als 90°C werden. Außerdem eine große Pfanne bereitstellen. Die Lammschulter von allzu dicken Fettpolstern befreien, diese in der großen Pfanne erhitzen, darin eine Zwiebel, drei Knoblauchzehen, evtl. Möhre, außerdem Lorbeer, Wacholder und was man sonst will, anbraten, auch dünne Fleischstücke, die es am Rande der Lammschulter häufig gibt (in kleine Stücke geschnitten). Von der Lammschulter die Haxe abtrennen (ist ein bisschen schwierig, das Gelenk liegt distal “zum Fuss hin”, man muss es erst finden und vorsichtig die starke Kapsel durchtrennen). Man kann die Haxe einfrieren und für ein gesondertes Rezept verwenden (Vorschlag kommt hier vielleicht mal). Die eigentliche Schulter waschen, trockentupfen, gut salzen und pfeffern, um sie dann in der großen Pfanne von allen Seiten stark anzubraten (nachdem man vorher die Zwiebeln etc. rausgenommen hat; diese kommen später als Grundsubstanz für die Sauce wieder zurück). Wenn die Schulter fertig angebraten ist, kommt sie in das siedende Öl. VORSICHT!! nicht reinfallen lassen, Verletzungsgefahr durch das heiße Öl!! Man sollte sich vielleicht helfen lassen. Wenn das Fleisch mit der Oberfläche ein bisschen durch die Oberfläche reicht, macht das überhaupt nichts, der Deckel sollte allerdings geschlossen sein. Das Ganze sieht dann ungefähr so undramatisch aus wie auf dem Foto rechts. Jetzt hat man frei, man muss nur mal nach der Temperatur des Öls schauen (Bratenthermometer), zwischen 80 und 100°C ist optimal. Und man kann die Sauce machen. In die Pfanne kommen die Zwiebel und anderen Zutaten wieder zurück. Man kann das alles mit Sahne aufkochen, Blaukäse hinzu alles super. Oder man kann sich auf die Dinge rückbesinnen, die vom letzten Lamm-Confit übrig geblieben sind... Hierzu müssen wir den Dingen vorgreifen. Wenn das Confit fertig ist - bei der Schuler dauert das ungefähr 3,5 Stunden - hat man ja das ganze Öl übrig. Nicht erstaunen: es hat an Volumen häufig zugenommen, weil das Fett aus dem Fleisch hinzugekommen ist (wie oben gesagt: der Braten selbst ist ganz mager und hat oft an Volumen auch etwas abgenommen). Wenn das Öl etwas abgekühlt ist, gießt man es über einen feinen Filter und über einen Trichter vorsichtig wieder in die Ölflaschen hinein. Man kann dieses Öl (so machen wir es) über Monate, wenn nicht Jahre immer wieder verwenden (kühl und dunkel stellen, Speisekammer), allerdings sollte man natürlich Lamm- und Entenprovenienz trennen. Man erkennt beim Wiedereinfüllen in die Ölflaschen jedoch schnell, dass eine Art Bodensatz übrigbleibt. Diesen gießt man in ein Fetttrenngefäß (s. Foto) und lässt es zwei Tage ruhig im Eisschrank stehen. Es bilden sich hier vier Schichten, die wir ganz pragmatisch (nicht wissenschaftlich bzw. chemisch-analytisch hinterlegt, daher gibt es bestimmt Leute, die das VIEL besser wissen) wie folgt unterteilen: - oberste Schicht, klar: Olivenöl (kann abgeschöpft und in die Aufbewahrflaschen getan werden) - zweite Schicht, weißlich: Lammfett - hier wird es schon lecker (Bratkartoffeln!!!) - dritte Schicht, inhomogen-krümelige Schwebstoffe: alles mögliche was eine Sauce schmackhaft macht, und - unterste Schicht, dunkel: Hier bildet sich nach zwei, besser drei Tagen im Kühlschrank ein Glacé, hat die Konsistenz von Johannesbeergelée, und ist eine Kostbarkeit sondergleichen. Ganz nebenbei: hier kommt auch die vielgelobte Fettauftrenn-Kanne (ein wunderbares Geschenk von unseren lieben Nachbarn!) an seine konstruktive Grenze, denn das feste Glacé will unten durch die Tülle natürlich nicht raus, und wenn man das Gefäß dann schräger hält, läuft oben das Olivenöl drüber, Riesensauerei. Solange alles noch warm ist, kein Problem, aber nach drei Tagen im Kühlschrank wird es schwierig. Da hilft nur abschöpfen; geht auch. Das Glacé sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen (was kostet die gezielte Herstellung für Arbeit...), die ideale Grundsubstanz für feine Saucen (auch über den Lammhorizont hinaus). Also, für unsere Sauce nutzen wir das Lammfett (2. Schicht), vor allem aber die dritte Schicht und am Schluss auch etwas von dem kostbaren Glacé. Den Rest des Glacés kann man gut in kleinen Portionen einfrieren. Und hier als orientierende (!) Werte ein paar Garzeiten (als Confit bei 80°C): Lammschulter mit Knochen (1500g): 3,5h Lammkeule ohne Knochen (2500g): 6-7h (für Gorgonzola-gefüllte Lammkeule nicht geeignet, der Käse geht ins Öl) Lammrücken mit Knochen (1,4kg): 2,5h* Entenbrust/keule: 2,5h (*der Knochen leitet die Hitze, deshalb braucht der Lammrücken kürzer; Kerntemperatur im übrigen nicht in Knochennähe messen!)
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Fetttrennungs-Kanne: nach 2-3 Tagen im Kühlschrank sind vier Schichten erkennbar (v. oben: Oliven-öl, Lammfett, Schwebstoffe, Glacé) Lammschulter: das Fleisch sollte von Öl bedeckt sein, kann aber noch ein bisschen rausschauen (Deckel während des Garens geschlossen halten) . Es muss also nicht in einem randvollen Topf untergetauscht sein. 3 Flaschen Öl reichen im Allge-meinen aus. Lammschulter nach der  Confit-Methode: das  Fleisch ist mager, obwohl in Öl gegart. Man kann es mit dem Löffel auslösen.