Während der Corona-Krise wurde inbesondere von politischer Seite, aber auch von den meisten Medien, immer wieder auf die
große Bedeutung der Wissenschaft hingewiesen. “Follow the Science” war die Losung, und jeder, der Diskussionsbedarf
anmeldete, wurde automatisch als Wissenschaftsgegner und damit als nicht relevante, ja sogar der Gesellschaft gegenüber
feindlich eingestellte Person gebranntmarkt.
Diese Thematik, die Legitimierung politischen Handelns durch den Bezug auf “die” Wissenschaft, bezeichnet man als
“Szientismus”. Im Artikel “Das Szientismus-Paradox” im Cicero wird die Problematik ausführlich dargestellt - Paradox daher, weil
diese Bezugnahme sowohl der Wissenschaft schadet (sie beraubt sich ihrer Suchfunktion und wird dadurch in einen statischen
Zustand gezwungen) als auch der Politik, denn der gesellschaftliche Konsensprozess wird aus dem politischen Bereich in einen
“neutralen” Bereich ausgelagert und somit des Politischen beraubt. Statt einer für alle Seiten gewinnbringenden Strategie haben
wir also eine loose-loose Situation vor uns.
In der “Initiative Pandemie-Aufbereitung” und an anderer Stelle begann eine intensive Auseinandersetzung zu dieser Thematik,
die diese ungünstigen Effekte problematisierte. Auch in der Artikel-Serie im Monitor-Versorgungsforschung, die über zwei Jahre
lief und jetzt zu ihrem Ende gekommen ist, wurde die Thematik “Corona und Politik: zur Rolle der Wissenschaft” in den
Mittelpunkt gestellt. In insgesamt 25 kurzen Artikeln wurden die verschiedenen Aspekte beleuchtet (hier die Serie im Überblick, die
einzelnen Artikel sind frei zugänglich).
Die Sache drehte sich jedoch weiter. Wie in dem Abschluss-Artikel dieser Serie dargestellt (”Corona-Krise noch nicht
bewältigt”) wurde duch die Freigabe der RKI-Papiere (dem Magazin Multipolar sei dank) deutlich, dass die Bezugnahme auf die
“Wahrheits-Instanz” Wissenschaft nur vorgetäuscht war und nicht einmal auf der oberflächlichsten Ebene ernst gemeint war. Es
waren nämlich gar nicht die fachlichen und wisssenschaftlichen Gremien und Institutionen, die den Ton angaben, sondern die
Fach- und Wissenschaftsebene musste auf Anweisung der Politik handeln und Empfehlungen abgeben.
Unter dem Strich ist also die Lehre aus der Corona-Epidemie: Seuchen sind primär ein politisches Problem, die Politik führt. Aber
natürlich war die Diskussion zur Thematik Szientismus sinnvoll, allein schon um zu reflektieren, wie stark auch im Bereich der
Wissenschaft die süße Versuchung ist, politisch endlich Gehör und Bedeutung zu finden. Bestimmte Personen sind hierzu ganz
besonders anfällig, das muss man leider sagen.
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Zusammenfassende Darstellung
Corona-Epidemie und Wissenschaft
- Szientismus und was daraus geworden ist -
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