Und last not least haben wir uns nochmal intensiv mit unserer Elektonik beschäftigt.
Zunächst ging der Plotter kaputt, der Bildschirm genau gesagt. Raymarine, Weltfirma,
man sollte also meinen, man kauft dieses Bestandteil der gesamten Anlage, die ja
auch den Radar, den Autopiloten, die Funkausrüstung etc. umfasst, einfach neu. Weit
gefehlt: von Raymarine gibt es ausschließlich die neuen Ausrüstungen, keinerlei
Ersatzteile zu den alten Serien, und einem wird deutlich gemacht, dass man dann
auch alles andere (also einschließlich Radar etc.) neu kaufen müsse, einen
einzelnen Part könne man nicht austauschen. Finanzieller Totalschaden, Umfang
wohl ungefähr 8.000 Euro. Uns ist fast der Kragen geplatzt: welche
Kundenorientierung! - ganz abgesehen von der zeitlichen Komponente, das hätte
uns den Abfahrtstermin gekostet. Erstaunlicherweise auch im Internet, über ebay etc.
keinerlei Angebote. Ob Raymarine das alles aufkauft? Erst in den USA haben wir
zwei C80-Plotter gefunden, die einzigen weltweit, und ... beide gekauft, falls einer
nicht funktioniert, denn es waren nur noch drei Wochen hin. Die haben am Zoll
komisch geguckt, was wir mit zwei Instrumenten gleicher Bauart denn wollten. Und -
beide laufen einwandfrei. Glücklicherweise.
Eine ähnliche Erfahrung haben wir mit dem AIS gemacht, obwohl wir da ursprünglich
eine ganz andere Intention verfolgt haben. Das Automatische Identifizierungs-System
ist eine Art “aktiver Navi” für Boote, verpflichtend für die Berufsschifffahrt, freiwillig für
Freizeitboote. Man kann damit besser navigieren, weil man von anderen
Verkehrsteilnehmern Schiffsanruf, Kurs, Position etc. direkt auf den Plotter bekommt.
Wir haben das AIS allerdings v.a. deswegen in Betracht gezogen, weil wir uns
Mann/Frau-über-Bord-Bojen besorgen wollten. Nun, das ist ein riesiger Markt mit
mehreren Alternativen, wir haben die AIS-SAR-Bojen vorgezogen, weil diese das
Signal direkt an das eigen Boot senden und damit die Position der über Bord
gegangenen Person anzeigen, auf dem Plotter. Die (alternativen) EPIRB-Bojen
senden zwar ein quasi weltweites SART-Signal, aber das nützt der auf dem Boot
verbliebenen Person nichts, denn in erster Linie geht die Rettung ja von dort aus.
Sollte man also meinen, das Gerät könnte man von Raymarine direkt erwerben, also
Ergänzung der super teuren Navigationsanlage, die wir erst im Jahr 2007 von eben
dieser Firma erstanden hatten, also vor acht Jahren. Auch hier: Fehlanzeige. Ärger.
Wieder: nach mühsamer Suche (keinerlei Angebote in Europa) haben wir in den USA
ein Gerät gefunden, zumindestens einen AIS-Empfänger. Nun wollten wir es auch
genau wissen, haben sozusagen die ganze Anlage auseinandergebaut und immerhin
festgestellt, dass die Installation des AIS-Gerätes vorgesehen und auch möglich war
(Voraussetzung NMEA-Baud-Rate von 38.400). Also alles selbst installiert, war eine
ziemliche Frickelei, und irgendwie kaum Hoffnung dass man das gebacken kriegt.
Aber super Erfolg. In zweierlei Hinsicht: deutliche Hilfe bei der Navigation, deutlich
stärker als wir es erwartet hatten (und wir konnten uns in den Nebel-Tagen am
Anfang unserer Rese wirklich davon überzeugen). Man sieht so gut wie die ganze
Berufsschifffahrt (s. oben Bild: die blauen Pfeil-Dreiecke, hier liegen sie alle im Hafen
von Dünkirchen), und zusammen mit dem Radar und der Overlay-Funktion ist man
sehr viel sicherer bei eingeschränkten Sichtverhältnissen (und auch bei normalen
Verhältnissen). Beispiel Passage Calais: dort ist es immer sehr schwierig, die
startenden Fähren im Hafenkanal zu erkennen, weil dieser parallel zur Fahrtrichtung
verläuft, und die sofort nach Verlassen des Hafens einen enormen Speed entwickeln.
Das AIS zeigt einem alle Fähren an, zusätzlich auch noch mit Radarsignal und
natürlich Fahrtrichtung sowie Geschwindigkeit.
Der Grund dafür, uns mit AIS zu beschäftigen, lag allerdings primär in
Gesichtspunkten der Sicherheit. Lange Reisen mit “kleiner Crew”, wie es immer so
schön heißt, sind ja sehr schön, aber wenn wirklich mal einer/eine von Bord fällt, ist
halt nur noch eine Person übrig: MOB-Funktion auslösen, Segelmanöver fahren, evtl.
Segel runter, und - wo ist die MOB-Person? Wir haben es geübt und geübt, trotzdem
ist es halt eine enorme Erleichterung, wenn die Person im Wasser über eine in der
Schwimmweste getragene Boje, die bei Wasserkontakt sich aktiviert, ein AIS-Signal
aussendet, das auf dem Plotter erscheint, so dass man da direkt versuchen kann
hinzukommen.
Wir haben zwei Bojen von WamBlee gekauft, man kann die Batterien selbst
auswechseln, haben gute Presse. Installiert, Testbetrieb, funktioniert gut, klasse AIS-
Signal. Hoffentlich werden wir es nie brauchen.
So jetzt Schluss mit der ganzen Technik.
Vorfreude
Hilfreiche Elektronik
Südbretagne 2015