Man erlebt viel in punkto Kundenorientierung. Dieser Großschotwagen ist bei
Segelbooten mit Rollgroß eines der zentralen Elemente für die Funktion dieses
Hauptsegels. In einer Böenwalze ist im letzten Sommer daher ein - wie wir später
feststellen mussten - Maximalschaden dadurch aufgetreten, dass die beiden
Kugellager kaputtgegangen sind, die den Schotwagen auf der entsprechenden
Schiene am Baum befestigen (schwer vorzustellen: zwei längliche Kugellager auf
jeder Seite des Wagens). Der Grund lag darin, dass der Wagen beim Reffen an die
Begrenzungen der Schotschiene gestoßen ist und einer der beiden Abschlüsse
(Hartplastik) zerbrochen ist. Die Kugeln fielen heraus, das Großsegel hing im Wind.
Auch die andere Seite hatte bereits einen Sprung.
Na ja, haben wir gedacht, Lewmar-Wagen an einem Starcraft-Rigg, alles beste
Marken-Produkte, da wird schon ein Ersatzteil zu kriegen sein. Pustekuchen, in
Holland nicht, in Deutschland und England nicht, im Internet nicht, und auch nicht bei
der Schöchl-Werft, die uns hier das erste Mal richtig enttäuscht hat (kein Rückruf,
keine Reaktion etc.).
Was machen? Neuen Baum kaufen? wegen eines Kugellager-Schadens? Natürlich:
3D-Druck, aber wer zeichnet die Vorlage? Letztlich klassisch-analoges Vorgehen: als
erstes die Kugelgröße herausfinden (alle Kugeln waren natürlich weg) - 6,35 mm
(viertel Zoll). Und dann aus einem Stück 10mm Alu in zweitägiger Feinstarbeit mit
einem schönen Dremel-Fräser (Geburtstagsgeschenk von Basti) einen dieser
Kugellager-Abschlüsse neu fräsen, Millimeter für Millimeter, bis auf eine Toleranz von
geschätzt 0,05 mm. Die andere Seite aus den zerbrochenen Hartplastik-Abschlüssen
neu zusammensetzen.
Und: läuft. Sieht noch ein bisschen Prototyp-mäßig aus, aber funktioniert. Die
schwierigste Reparatur, die wir bisher an der Casta hatten. Mal sehen wie sich das
Alu mit den Edelstahlkugeln (V4A) auf Dauer verträgt.
Vorfreude
Kugeln, Kugeln
Südbretagne 2015