Wir waren eine Woche in Chateaulin, ungelogen: ein einziges kleines Boot ist
abgefahren (ein netter Engländer), das war aber die einzige Schiffsbewegung, die wir
beobachten konnten. Mit anderen Worten: wir waren völlig allein (mit natürlich einer
ganzen Reihe freundlicher Bretonen). Nach einer Woche war’s dann aber soweit: wir
wollten weiter. Eine Ab-Fahrt im doppelten Sinne, denn wir mussten über die
Schleuse und die Aulne herunter. Bei der Hinfahrt hatten wir immerhin eine Spring-
nahe Situation (Koeffizient 79), jetzt aber Nipp (30). Reicht das Nipp-Hochwasser
aus, um uns über die ersten Flusskilometer zu bringen? Stundenlange Rechnereien
mit den kargen verfügbaren Daten sagten: Ja, aber richtig beruhigt waren wir erst, als
der freundliche Schleusenwärter von seinem Kotelett hochblickte und uns beruhigte:
2,5 Meter - das geht alle mal.
Die Schleuse (das Schließen der Toren nicht unter 30 Minuten, man erwartet bange
deren minütliches Ableben und räsoniert besorgt, was denn aus uns wird, vielleicht
eine Woche bei halbgeöffneten Schleusentoren? auf dem Kiel stehend?) und das
Gespräch mit dem Schleusenmeister waren dann in mehrfacher Hinsicht sehr
interessant: einerseits werden Schleuse und Wehr in zwei Richtungen genutzt. Bei
starken Regenfällen wird die Schleuse und Toren in den Wehren geöffnet, damit bei
Ebbe das ganze Wasser abfließen kann, und bei stärkerem Hochwasser
über”schwemmt“ der Fluss die Schleuse in umgekehrer Richtung, also von außen.
Quasi ein “Zwei-Richtungen-Wehr”.
Und dann war noch die deutliche Präsenz der EU-Flagge und die Werbung für
Europa nicht zu übersehen, die EU hatte einen partiellen Neubau der Wehranlage
finanziert, Werbeplakate aufgestellt. Ja, so hält man die Regionen bei Laune, und das
hat man ja bei der Europawahl auch gemerkt: die Bretagne war der Teil Frankreichs
mit der deutlichsten Zustimmungsrate zu Macron (und der niedrigsten für den RN).
Wir mit der Casta allein in der Weltpolitik, in dieser Abgeschiedenheit ...
Südbretagne 2019
Westbretagne
Ab-Fahrt