Aber eine Kurve weiter (und Kurven hat die Aulne en masse) ist alles vergessen bzw.
verdrängt. Die Aulne ist ein Tiden-führender Fluß, zumindest bis kurz vor Chateaulin,
wo er in den Brest-Nantes Kanal übergeht. Dieser Kanal ist vor mehr 20 Jahren von
Napoleon III. gebaut worden, um die Seeblockade von Brest zu umgehen.
Der Punkt ist nur, es gibt von der Aulne keine Seekarten, nur blumige (und
begeisternde) Schilderungen in den französischen Seeführern mit Strichzeichnungen.
Da steht auch: der erste Teil geht mit 2m Tiefgang bei mi-marée (mittlerem
Wasserstand) ganz gut (stimmt), und danach soll man aufpassen (stimmt ebenfalls: es
wird happig flach), selbst in der vierten Stunde. Und in den Kurven immer außen
fahren, die alte Regel. Man muss mit einem Spring-Tidenhub von 6m rechnen. Die
Brücken und Hochspannungsleitungen haben eine Durchfahrtshöhe von mindestens
27m über HAT.
Wir waren etwas früh dran, sind dann langsam teilweise mit Standgas gefahren, aber
die Strömung ist so gewaltig (2-3kn, Koeff. 79), dass man gar nicht unter 4kn über
Grund kommen kann. Rückwärtsgang? kein ernsthafter Gedanke, man muss ja auch
navigieren können - also schööön langsam, Geduldgeduld.
Die Schleuse bei Port Laundy (Guilly Graz), das ist wichtig, ist nur zwischen 8 und 21h
ansprechbar (persönlicher Service von der Schleusenwärterin), und arbeitet in dieser
Zeit nur zwischen -2h und +2h HW Brest (nicht lokales HW!). Vorsicht: die letzten
Meilen (oder im Kanalwesen muss es ja heißen: Kilometer) fallen komplett trocken!
Muss man erst einmal alles rauskriegen. Aber Hand aufs Herz: die Fahrt die Aulne
hoch ist wunderwunderschön, so dass man jedem, der oder die sich mit einem
seetüchtigen fahrbaren Untersatz hier in der Region aufhält, nur die dringende
Empfehlung geben möchte, das nicht zu verpassen.
Westbretagne
Kontrast
Südbretagne 2019