Karten neu kaufen, man denkt: kein Problem. kosten halt (und wie). Weit gefehlt: nicht alle neuen Karten sind neu, sondern schon gekauft viele Jahre alt, und müssen Boje für Boje, heute auch: Windmühlenfeld für Windmühlenfeld, Umweltzone für Umweltzone aktualisiert werden. Und die Karten, die man schon hat, ebenfalls - fehlt der Korrekturvermerk, keine Gnade vor dem Seegericht, wenn wirklich was schiefgeht. Und da die Karten sich überlappen, sucht man also überall 50° 58’110 N 001°50’250 E mit dem Zirkel und Lineal, Woche für Woche, erst bei den niederländischen Agenturen, dann bei den englischen, dann nochmal bei den französischen. Und drei Monate später wird alles wieder zurückverändert, vielleicht weil die Zuständigen festgestellt haben, dass die Boje doch ganz wichtig ist, oder weil sie fertig neu gestrichen und ausgesetzt ist. Wer denkt, da gibts doch jetzt die elektronischen Karten (s. Plotter, oder vielleicht Tablet?), Vorsicht Vorsicht. Wer erlebt hat, dass die elektronische Anlage ausfällt, ja was dann? Und außerdem, die elektronischen Karten (bei uns Navionics) sind z.B. grottenschlecht, denn WENN man die eigenen Karten aktualisiert, dann merkt man auch, dass die elektronischen Anbieter allen großmäuligen Ankündigungen zum Trotz (”jeden Tag 2200 Änderungen!”) doch recht großzügig mit ihren Karten bzw den Kunden umgehen, auch wenn man sie gehorsam bei der Firma aktualisiert (und dann noch vom Anbieter mit irgendwelchen Fristen konfrontiert wird). Auf jeden Fall ist heute, ein Jahr nach Eröffnung der zweiten Stavoren-Schleuse, nicht mal dieses Ereignis (vom König selbst eröffnet) in den Karten von Navionics verzeichnet. Nun soll das nicht heißen: weg mit den é-Karten. Wir könnten unsere Reisen ohne nicht machen, zumindest nicht zu zweit, weder die Schären in Schweden noch die Gezeiten in der Bretagne könnten wir (mit einem akzeptablen Aufwand und einem akzeptablem Sicherheitsstandard) meistern. Bewunderung, wirklich Hochachtung für die früheren Generationen von (auch Freizeit-)Schiffern, die das mit Stromversatz und Zirkel alles selbst hinbekommen hatten. Als Unterstützung sind die elektronischen Karten schon hilfreich. Aber wir fahren immer zweigleisig, unten liegen auf dem Kartentisch die aktualisierten Papierkarten, hier führen wir Logbuch, hier machen wir die Tourbesprechung, bevor wir losfahren. Oben im Cockpit läuft der Plotter.
Vorfreude Kartenreigen
Südbretagne 2015